Seit einem Jahr waren wir nun auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Nach 20 Jahren Pacht hatte der Verpächter unseres ehemaligen Domizils an der Weststraße den Vertrag nicht mehr weiter verlängert. Wenige Tage vor Weihnachten konnten auch die letzten der 69 vom Umzug unmittelbar betroffenen Tiere umziehen.
Seit 20 Jahren kannte unsere Vereinsvorsitzende Irmgard Gubitz nun die Hofstelle an der Weststraße. Bevor sie „SolLuna“ gründete, engagierte sie sich bereits zehn Jahre lang mit zwei weiteren Tierschützerinnen hier. Unter dem Namen „Animals Chance“ wurden ausgesetzte Tiere aufgenommen und verpflegt, um sie an einen guten Platz weiterzuvermitteln.
Das Konzept in dieser Form gibt es nicht mehr: Bei uns werden Tiere grundsätzlich nicht mehr weitervermittelt. Darunter sind Tiere, die von ihren ehemaligen Besitzern wie ein Gegenstand entsorgt und schwer traumatisiert auf der Straße aufgefunden wurden oder manchmal auch aus wirtschaftlichen oder gesundheitlichen Gründen nicht mehr gehalten werden konnten. Einigen von ihnen hätte der Schlachthof oder gar Schlimmeres gedroht.
Seit Mitte Oktober waren wir nun damit beschäftigt, das neue Zuhause an der ebenfalls in Mastholte gelegenen Katthagenstraße 66 für die Bewohner bezugsfertig zu machen. Was zugleich bedeutet, dass am alten Standort die Pflege, Versorgung und ausreichende Bewegung der dort noch befindlichen Tiere weiterhin vollumfänglich sichergestellt werden musste.
Für uns alle war es wohl das schönste Weihnachtsgeschenk, dass alle Tiere noch vor Weihnachten umgesiedelt werden konnten. Der Umzug wurde schrittweise vollzogen, da es an der neuen Adresse noch einiges zu tun gab. Um den ehemaligen Schweinestall in einen Stall mit Boxen für die Pferde zu verwandeln, mussten etwa die Spaltenböden herausgerissen, verfüllt und der Grund betoniert werden. Im bereits bestehenden zweiten Pferdestall wurden die Wände frisch verputzt und neu gestrichen, sowie die bestehenden Boxen stellenweise ausgebessert. Wo einst eine Sauna war, haben jetzt die Langohren jede Menge Platz zum Toben und im zugehörigen Waldstück, das mit alten Eichen romantisch umstanden ist, residieren nun die Hühner und Gänse. In ebenjenem erhalten auch die sechs Schweine im Frühjahr einen geräumigen Auslauf, denn diese haben bis zum Frühjahr erst einmal Quartier in der warmen Scheune bezogen.
Bauchschmerzen bereitete uns im Vorfeld der Umzug der elf Pferde. Die meisten von ihnen waren in ihrem Leben vielleicht ein- oder zweimal in einem Hänger. Bei uns mussten sie schließlich nicht transportiert werden. Beim Verladen half daher die ausgebildete Pferdegelassenheitstrainerin Stefanie Panreck, die uns schon lange verbunden ist und der es gelang, auch bei der blinden Contender-Stute Cleo keine Hektik aufkommen zu lassen. Und wer sich trotz allem weigerte, den Hänger von innen zu besichtigen, durfte auch zu Fuß – oder wohl eher zu Huf - den Weg zum neuen Hof antreten, denn dieser ist nur circa fünf Kilometer von der ehemaligen Betriebsstätte entfernt. Das war eine unabdingbare Voraussetzung bei der Suche nach einem neuen Refugium, da das gesamte Team im direkten Umkreis wohnt, sodass auch bei einem Notfall binnen weniger Minuten jemand vor Ort sein kann. Und auch für unsere Kooperationspartner wie Schulen, Einrichtungen für Kinder und Jugendliche sowie Institutionen für chronisch alkoholkranke und psychisch kranke Menschen, musste das neue Gelände gut erreichbar bleiben.
In der Woche vor dem Umzugsfinale hieß es dann noch einmal Zähne zusammenbeißen und Arbeiten bis zum Umfallen: Bis tief in die Nacht hinein wurden unaufhörlich Pfähle eingerammt, Zäune gezogen und Ställe vorbereitet hat.
Einiges abverlangt hatte uns auch der Umzug der drei Ponys, unserem Esel Gordy und dem Muli, die zu fünft in zwei Offenställen, die zur Sicherheit während der Nacht mit Weidepaneln umzäunt sind, zuhause sind. Das Quintett ist einen Tag zuvor übergangsweise in den bereits fertiggestellten Pferdeboxen auf dem neuen Hof „geparkt“ worden, am Morgen danach wurde die gesamte Bleibe marathon-ähnlich am alten Hof ab- und innerhalb eines Tages auf dem neuen Gelände wieder aufgebaut. Die Ponys konnten so am Abend in ihr richtiges Zuhause einziehen und die Boxen für die dann eintreffenden Pferde freigeben.
Fachmännische Unterstützung erhielten wir von der Lücke-Bauunternehmung aus Benteler, von Schnittker-Tiefbau aus Herzebrock und von Garten- und Landschaftsbauer Sascha Dickhut aus Verl, die ihre Arbeitskraft und Gerätschaften in großen Teilen unentgeltlich zur Verfügung stellten und den Umzug so maßgeblich vorantrieben. Gemeinsam wurde praktisch der ganze Hof umgekrempelt. Vielen, vielen Dank an eure Mithilfe! Ohne euch wäre der Umzug schlichtweg so nicht machbar gewesen.
In Zeiten der Viruspandemie lässt sich Teamarbeit bekanntlich schwieriger organisieren. Das gilt insbesondere dann, wenn kooperierende Einrichtungen – namentlich die Gütersloher Förderschule zur individuellen Lebensgestaltung und Berufsbildung (FiLB) – geschlossen haben. Die Lehrer hielt indessen nichts davon ab, sich tatkräftig an der Katthagenstraße einzubringen: Obgleich kein Werkunterricht bei „SolLuna“ stattfand, engagierten sie sich beim Errichten von Weidezäunen.
Einig sind wir vor allem in einer Sache: Das gesamte Umzugsprojekt hat uns alle noch einmal viel enger zusammengeschweißt. Von Beginn an hat unsere Vorsitzende Irmgard Gubitz das Konzept von "SolLuna" maßgeblich geprägt und aufgebaut, alle anderen aus dem Team sind erst danach langsam dazu gestoßen. Bei der Gestaltung unseres neuen Hofes konnten sich nun alle mit ihren Fähigkeiten einbringen. Jeder hatte seine Ideen und als Team konnten wir gemeinsam etwas Neues aufbauen.
Auch in den nächsten Monaten werden die baulichen Arbeiten an unserem neuen Zuhause noch nicht abreißen. Unsere Schweine erhalten ein geräumiges Außengehege im Waldstückchen, unsere Schildkröte Morla soll nach der Winterstarre ihr neues Refugium im zugehörigen Garten beziehen dürfen, unsere Pferd erhalten einen Round-Pen für die Bodenarbeit, die Kaninchen bekommen ebenfalls ein Außengehege, die Hütte unserer Ziegen und Schafe soll restauriert und umgestaltet werden und auch die Tenne soll zu einem Café, das obendrein auch den passenden Raum für Seminare und kleinere Veranstaltungen bieten soll, umgestaltet werden. Bis es soweit ist, werden allerdings noch einige Monate ins Land ziehen
Zur Deckung der damit verbundenen hohen anfallenden Materialkosten freuen wir uns riesig über Spenden oder auch längerfristige Unterstützungen innerhalb einer Tierpatenschaft oder Freundschaft. Alle Informationen finden sich [hier].
... den Bauunternehmer Josef Lücke aus Langenberg.
Ohne Josef uns sein Team wäre der Umbau des ehemaligen Schweinestalls in einen Stall mit Boxen für unsere Pferde so nie möglich gewesen. Die Verfüllung und Betonierung der ehemaligen Spaltenböden, die Säuberung der Decke und die Bewerkstelligung der Mauerdurchbrüche - egal, worum es ging, auf Josef war stets Verlass. Und auch der Transport unserer Offenställe und Weidehütten wäre ohne Josefs Fahrzeuge und Know-How unvorstellbar gewesen.
... den Tiefbauunternehmer Bernhard Schnittker aus Herzebrock-Clarholz, denn während des oben genannten Umbaus des Pferdestalls gab es noch ein unerwartetes Problem, mit dem wir so gar nicht gerechnet hatten: Plötzlich stand Wasser im Stall.
Die Wiese unserer Ponys, unserem Esel Gordy und unserem Muli war höher gelegen als der Pferdestall und bei starken Regenfällen drückt sich so Wasser durch das Mauerwerk. Auf Grund der Spaltenböden war dieses Problem aber vorher nie aufgefallen, denn das Wasser hatte natürlich eine Möglichkeit, direkt abzulaufen. Erschwerend hinzu kommt, dass an dem Stalldach bislang keine Dachrinne angebracht war, sodass sich Wasser noch zusätzlich unmittelbar vor dem Mauerwerk ansammeln konnte. Bernhard und sein Team haben schnell und professionell eine Drainage vor dem Stall verlegt und die gesamte Wiese abgetragen, sodass dieses Problem nun der Vergangenheit angehört.
... das Garten- und Landschaftsbauunternehmen Dickhut aus Verl und ganz besonders an unseren "Heu- und Strohbauern" Daniel Borgmeier. Daniel übernahm mit seinen Maschinen und dem Fuhrpark seines Arbeitgebers Dickhut die Aufforstung des zugehörigen Waldstückchens, sodass schon früh die ersten gefiederten Bewohner in ihr neues Zuhause umziehen konnten. Und auch die Vorbereitung der Weiden für unsere Pferde stellt für Daniel keinerlei Problem dar.
... die Holzhandlung Wallmeier aus Lippstadt, die uns trotz der hohen Auftragslage schnell eine ganze Menge an Holz (750 Lfm.) für den Bau unserer Pferdeboxen zu einem super Rabattpreis zur Verfügung stellte.
... alle Unternehmen, die wir hier nun nicht namentlich erwähnt haben, die uns aber mit einem Rabatt oder einer sonstigen Unterstützung, unter die Arme gegriffen haben.
... alle, die zwischendurch an uns gedacht haben und ein super Frühstücksbuffet aufgebaut, Kuchen und Kekse gebacken oder leckere Suppen gekocht haben.
... die Fahrerinnen Steffi und Sabine, die uns mit ihren Pferdeanhängern bei der Beförderung unserer Pferde geholfen haben.
... alle Personen, die mit einer Spende eine Vielzahl von Projekten innerhalb der Umzugs ermöglicht haben. Der Beton für die Spaltenböden, Schuttmulden, die bestellt werden mussten, neue Litzen für die Zäune, Werkstoffe, wie Schrauben und Farben, Lamellen, als Windschutz vor unseren Offenställen und Hütten, und, und, und. Zusammen hat alles sehr hohe Kosten verursacht und dank vieler Spenden, über die wir uns wirklich sehr gefreut haben, konnten wir eine Menge davon stemmen. Ganz, ganz herzlichen Dank an jeden.